Sonntag, 9. August 2020

Alleinerziehend, positiv und voller Kraft

 Ich bin so happy. Ich habe mich im Mai 2020 (nach dem Tod meiner Mutter) entschieden, eine Ausbildung als Integral Coach zu beginnen.

Ich stecke noch mitten drin in der Ausbildung, aber es fühlt sich richtig (und gut) an. Lange, lange habe ich mich schon mit dem Gedanken daran getragen, irgendwie selbstständig zu arbeiten, ein Buch zu schreiben oder einen Blog zu starten. Wie man sieht, habe ich Letzteren in den letzten Jahren eher wenig betrieben, zu Ersteren kam es nie. Heute weiss ich, die Zeit war noch nicht reif. Die Ausbildung zum Coach gibt mir den letzten ,Pfupf‘, dass was mir gefehlt hat.

Empowerment für Frauen

Angemeldet habe ich mich zur Ausbildung, weil ich nach dem Tod meiner Mama gemerkt habe, dass ich Andere unterstützen möchte. Meine Mama stand so hilflos ihren Depressionen gegenüber. Sie hatte Ihnen nichts entgegenzusetzen und ist schliesslich inmitten einer akuten Depression in einer Psychiatrie an einer Lungenembolie verstorben (ich denke jeden Tag an dich, Mama).  Ich selber habe ebenfalls schon jung Erfahrungen mit einem Burnout gemacht (2009 erkrankte ich schwer) und im  Jahr 2016 nach der Geburt meines geliebten Sohnes hatte ich eine kurze, aber heftige Wochenbettdepression. Ich war viele Jahre in der Psychotherapie, kam aber viel vom Fleck.

Erst als ich mich im letzten Oktober aus meiner unglücklichen Beziehung mit dem Vater meines Sohnes verabschiedete und meine Mutter starb, kam ich in meine Kraft.

Eine jahrelange Blockade hat sich aufgelöst und nun weiss ich, wo ich hin möchte. Ich meditiere jeden Tag, ich mache diese Ausbildung, ich arbeite 80% als Chefredaktorin in einem Verband und ich bin die halbe Woche Single, die andere halbe Woche Mama. Und ich geniesse es aus vollen Zügen.

Sicher, ich bin manchmal müde & es wird mir kurzzeitig alles zu viel, aber ich kennen nun Wege, um Kraft zu schöpfen und mich zu regenerieren.

Gerne möchte ich euch in Zukunft dabei unterstützen in eure Kraft zu kommen, Blockaden zu lösen und das zu erreichen, was ihr euch wünscht.

Hier findet ihr meine Website: https://www.alleinerziehendgluecklich.ch/

Namasté, ihr Lieben dort draussen.

Nina










Donnerstag, 16. Juli 2020

Meine Mama ist tot

Meine Mama ist am 6. April 2020 verstorben. Mitten im Corona-Lockdown. Sie war aufgrund von schweren Depressionen und Angstzuständen in einer Klinik und hat dort eine Lungenembolie erlitten, der sie erlegen ist. Ihre letzten Lebenswochen waren geprägt von Angst und Panik. Sie wusste nicht ein noch aus. Sie musste 10 verschiedene starke Medikamente nehmen und nichts hat ihr geholfen. Ich habe sie zuletzt an Weihnachten gesehen und gehört habe ich sie das letzte Mal im Januar, an ihrem 70. Geburtstag. Danach ging es ihr schnell sehr schlecht und sie wollte keinen Kontakt mehr. Weder zu ihrem Mann, noch zu ihren Kindern oder Enkelkindern. Sie war gefangen in einer Welt voller Angst und Panik.

So einen Tod wünscht man Niemandem. Mir blutet das Herz und mir laufen die Tränen hinunter, wenn ich daran denke. Ich hätte mir für sie ein anderes Ende gewünscht, aber auch ein anderes Leben. Denn bereits die letzten 20 Jahre ihres Lebens hat sie immer wieder unter schweren Depressionen gelitten, aus denen sie keinen Ausweg fand. Sie wurde immer mehr zum Schatten ihrer selbst, so dass der Tod für sie vielleicht letztendlich eine Erlösung war.

Nicht mehr hier, aber dennoch immer da

Ich denke jeden Tag an sie und daran, was ich evtl. hätte tun können und sollen. Manchmal vergesse ich fast, dass sie gestorben ist. Dann denke ich, gleich rufe ich Mama an. Aber ich kann sie nicht mehr anrufen, denn sie ist nicht mehr da. Sie fehlt mir so sehr. Ich hätte mir so gewünscht, dass sie ihre Enkel aufwachsen sehen kann und, dass sie es schafft ihre inneren Dämonen zu besiegen. Aber sie hatte ihnen nichts entgegenzusetzen.

Gleichzeitig haben mich ihre Krankheit und meine eigenen Erfahrungen mit Burnout und Depressionen zu der gemacht, die ich heute bin. Ihr Leiden hat mir Impulse gegeben, Dinge anders zu machen. Muster und Prägungen zu hinterfragen und sie aufzulösen. Es ist ein langer Weg. Eine Lebensaufgabe. Aber ein Weg, den ich gehe. Mit kleinen Schritten, aber ich gehe ihn.

Ich weiss nicht, wohin mich dieser Weg führt. Ich habe zwar Wünsche und Träume, Ideen, was ich mit meinem Leben anfangen möchte, aber die Umsetzung ist momentan noch nebulös.

So komisch es klingt, aber der Tod meiner Mutter und ihre Krankheit zuvor, wecken in mir den Wunsch "mehr" aus meinem Leben zu machen. Mehr bei mir zu sein. Mehr von dem zu machen, was ich mag. Auch beruflich. 

Coaching und Meditation

Ich habe eine Coaching-Ausbildung angefangen. Neben meinem 80%-Job und meinem Leben als 50%-ige Teilzeit-Mama. Es ist wahnsinnig anstrengend, aber es fühlt sich gut an. 

Seit meine Mama gestorben ist, meditiere ich jeden Tag. Ich versuchte schon einige Zeit lang mir eine Meditationspraxis anzueignen, aber die tatsächliche Entscheidung diese täglich umzusetzen, erfolgte erst im Nachgang zum Tod von meiner Mama.

Und seit meine Mutter gestorben ist, weiss ich, dass der Tod nicht das Ende von allem ist. Der Körper meiner Mama wurde zwar verbrannt, aber ihre Seele ist noch da. Wie Laura Marina Seiler in ihrem Podcast auf You Tube sagt, sind wir eigentlich reine Energie und diese Energie stirbt nicht, sie wandelt nur ihre Form. Auch Quantenphysiker haben inzwischen herausgefunden, dass es so etwas wie eine Seele gibt, etwas, dass unseren Körper beim Sterben verlässt und ins Alleins eingeht.



Irgendwie tröstet mich dieser Gedanke. Er macht das Leben ohne meine Mama erträglicher. Er gibt dem Tod einen Sinn. Auch wenn sie ihrer Krankheit nichts entgegenzusetzen hatte, so hatte sie vermutlich ihre Aufgabe auf Erden erledigt. Vielleicht war es auch ihre Aufgabe uns Töchtern zu zeigen, was wir anders machen müssen als sie. Vielleicht musste sie leiden, damit wir Kinder es schaffen Muster und Prägungen zu ändern, die sich schon seit Generationen in unserer Familie befinden. Ich weiss es nicht. 

Aus den Tiefen des Lebens schöpfen

Ich weiss aber, dass ich an den Tiefen, die ich in meinem Leben hatte, letztendlich immer gewachsen bin. Und diese Fähigkeit, die meine Mama nicht hatte und an an der ich täglich arbeite, möchte ich meinem kleinen Sohn mit ins Leben gehen.

Er wächst zwar durch die Trennung vom Kindsvater nicht in einer heilen Familie auf (so wie ich sie in meiner (frühen) Kindheit erlebt habe), aber dafür wächst er mit einer Mutter auf, die sich ihren Problemen stellt, die sich reflektiert und für sich und für ihn neue, bessere Muster und Prägungen entstehen lassen möchte. Ich hoffe er erkennt dies eines Tages.

Denn ich entwickle mich nicht nur für mich weiter, sondern auch für meinen kleinen Sohn und für meine Mama, die es nicht geschafft hat. Ich liebe euch ihr 2. So lange ich lebe.




Samstag, 27. Juni 2020

Schlaflos und übermüdet. Das erste Jahr mit Baby

"Eltern werden, ein Paar bleiben" ... so oder ähnlich lauten Ratgeber, die aufzeigen, dass der Shift vom Paar zur Familie mit Baby herausfordernd ist. Ich weiss nicht, wie viele frischgebackene Eltern es gibt, die schon nach kurzer Zeit mit Baby entscheiden in getrennten Zimmern zu schlafen. Meine Hypothese ist, mindestens die Hälfte. Denn entweder der Mann geht arbeiten und die Frau übernimmt die "Nachtschicht" mit Baby, weil er genügend Schlaf braucht, um im Job performen zu können oder aber - und das werden wohl tatsächlich nur wenige Väter machen, schon alleine weil die Frauen durchs Stillen prädestiniert für den Job sind - der Mann übernimmt auch Mal eine "Nachtschicht" und die Frau schläft dann getrennt von Partner und Kind. Diese Praxis, die übrigens auch mein Ex und ich praktizierten, weil unser geliebtes Schreibaby, dass v.a. im ersten halben Jahr auch gerne in der Nacht aufwachte und dann 1-2 Stunden geschrien hat, sorgte dafür, dass wir beide diese herausfordernde Phase irgendwie durchgestanden haben. Dennoch waren wir beide mit unseren Kräften v.a. im ersten Lebensjahr unseres Goldschatzes immer im orangen oder sogar roten Bereich. An Beziehungsarbeit war nicht zu denken. Wir waren im Überlebensmodus, zumal Mini einige gesundheitliche Baustellen hat, die wir selbst oder die Ärzte im ersten Lebensjahr von Mini fanden und die zu diversen Arztbesuchen, Abklärungen, Physiotherapien etc. führten. Ausserdem war Mini, nach einer Influenza-Grippe, die er mit vier Monaten bewältigen musste, eigentlich die kompletten ersten beiden Lebensjahre nonstop krank. Wir brachten den Husten einfach nicht weg. War die eine Erkältung vorbei, stand schon die nächste ins Haus und unser Mini hustete wie ein starker Raucher.

Zur körperlichen Anstrengung, die die durchwachten Nächte mit sich brachten, kam für mich noch erschwerend hinzu, dass ich den Schock, den die schwere Geburt und anschliessende Wochenbettdepression mit sich brachte, erst einmal verdauen musste. Und nicht nur das Erlebnis an sich bereitete mir lange Mühe, sondern auch das schlechte Gewissen für mein Baby am Anfang Baby nicht vollständig sorgen zu können und es Nachts in der Klinik in seinen ersten 6 Lebenswochen abgegeben zu haben. Andererseits war ausreichend Schlaf der grösste Hebel, um mich aus der Depression herauszuholen. Und ich muss sagen, dass ich diese Wochenbettdepression auch recht schnell überwand, nach 6 Wochen war ich wieder so stabil, um Zuhause für Mini sorgen zu können. Allerdings nahmen wir in der ersten Zeit jede Hilfe in Anspruch, die wir kriegen konnten. So kam einige Zeit lang der Entlastungsdienst von der Spitex vorbei und half mir bei der Hausarbeit. Man muss dazu sagen, dass wir keine Verwandten in der Nähe haben, die uns Mini Mal ab und an abnehmen konnten. Da wir beide gebürtig aus Deutschland sind, waren wir ganz alleine auf uns gestellt. In Absprache mit meinem Arbeitgeber konnte ich nicht nur, wie geplant, 6 Monate daheim bleiben, sondern ich war die ersten 9 Lebensmonate mit Mini daheim.

Danach fing ich wieder an zu arbeiten, die ersten drei Monate 60%. Seit Mini ein Jahr alt ist, arbeite ich wieder 80%. Diese Arbeitstätigkeit half mir, wieder ein Stück Normalität zurückzugewinnen. Mini ging nun 3 Tage in der Woche in die KiTa (wenn er denn nicht gerade wegen Krankheit Zuhause bleiben musste) und wir gewöhnten uns so langsam an unseren neuen Alltag.

In diesem war allerdings nach wie vor kein Platz und keine Energie für die Paarbeziehung. Zumal mein Ex, emotional instabil (mit Boderline-Persönlichkeitsstörung, narzisstischen Persönlichkeitsstrukturen und ADHS) sich sehr stark auf unseren Kleinen fokussierte. Ich war nur noch ein notwendiges Übel/lästiges Beiwerk. So sagte er einmal kurz nach der Geburt zu mir: "Du musst nur Milch geben, den Rest mach ich." Natürlich kümmerte ich mich hauptsächlich um Mini, da er ja noch arbeiten musste, aber der Satz zeigt auf, welchen Stellenwert ich für ihn hatte.

Die beiderseitige Erschöpfung tat das ihre dazu, dass wir als Paar praktisch inexistent waren. Dass mein Ex ein Jahr nach der Geburt von Mini seinen Job verlor (wie schon mehrfach zuvor), 100% Zuhause sass, während ich 80% arbeitete und Mini 3 Tage in der KiTa war und dennoch die meiste Babyarbeit und grosse Teile des Haushalts (ausser Einkaufen und Kochen, dass übernahm er regelmässig, Wäsche schmiss er auch ab und an in die Maschine) an mir hängen blieben, machte das Ganze nicht besser. Zumal er ein totaler Chaot war und ist, der Aufräumen und Saubermachen hasst und eine Toleranzschwelle hinsichtliche Unordnung und Dreckigkeit hat, die die meine bei Weitem übertrifft. Eine Toilette mit Bremsspuren, ein Park an dreckigen Gläsern auf dem Boden im Schlafzimmer, Unordnung auf jedem Tisch und in jedem Regal waren an der Tagesordnung. Er liebte es "Häufchen" zu machen, seine Art von Ordnungssystem, mit dem ich nicht klarkam. Zumal ich einmal in einer Schale, in die er immer allerlei Krimskrams Schmiss, kleine weisse Maden fand, die sich dort tummelten. Wenn ich daraufhin eindringlich bat, dass er Sauberer sein müsste, hörte ich nur, dass ich mich nicht so anstellen solle und einen Putzfimmel habe. Notabene staubsaugte und putze ich aufgrund meiner Auslastung nur alle 2 Wochen! Irgendwann liess er sich  (nach unzähligen Diskussionen und Streitereien) immerhin dazu überreden, eine Putzfrau einzustellen, was wenigstens ein Mindestmass an Sauberkeit gewährleistete, ohne dass ich - neben meinem 80%-Job und Kind - mich darum kümmern musste.

Allerdings war die Paarbeziehung dahin. Zumal wir auch nichts als Familie unternahmen. Entweder ich war Arbeiten und Mini in der KiTa, oder einer von uns machte etwas mit Mini, während der Andere sich ausruhte. Natürlich hatte ich immer die Morgenschichten. Mein Ex, ein Nachtmensch mit Schlafstörungen, brachte es nie fertig, mich Mal ausschlafen zu lassen und das, obwohl er ja über ein Jahr nicht arbeiten ging. Als er sich danach entschied nur 60% zu arbeiten (was ich eigentlich gerne gemacht hätte, sobald er wieder einen Job hatte) und sich auch sonst v.a. selber optimierte, wurde ich immer unzufriedener, was sich durch Nörgeleien meinerseits bemerkbar machte. Wir stritten uns immer öfter und wer einen Borderliner kennt, der weiss, dass kaum jemand so gemein und vernichtend sein kann, wie jmd. mit dieser Persönlichkeitsstörung. Er manipulierte mich, triggerte meine grössten Ängste (u.a. du bist eine schlechte Mutter, Du konntest dich am Anfang nicht vollständig ums Baby kümmern etc) und drohte mir mit irgendwelchem Mist. Vermutlich ohne Hand und Fuss, aber er traf immer mit grösster Zielsicherheit meine wunden Punkte.

Mit der Zeit war die Paarbeziehung nicht mehr nur nicht existent, sondern sie wurde toxisch. Ich spürte schon lange, dass dies nicht gut war. Nicht für mich und auch nicht für unseren Kleinen. Ich wollte nicht, dass er in seinem späteren Leben diesen kranken Umgang zwischen Mann und Frau als normal empfinden würde. Dennoch dauerte es lange bis ich den Mut fasste, mich zu trennen.










Freitag, 24. Januar 2020

Wochenbettdrepession und Klinikaufenthalt (mit Kind)

Fast 3,5 Jahre ist es her, dass Mini das Licht der Welt erblickt hat. Ich war während der Schwangerschaft voller wechselhafter Gefühle. Dies lag nicht nur an meinem sich verändernden Körper, der ständigen Übelkeit und den anderen schwangerschaftsbedingten Beschwerden, sondern auch an der instabilen Beziehung zu meinem Ex-Partner. Hormongeschwängert wie ich war, wollte ich heiraten oder zumindest alle möglichen Verträge abschliessen, um für Mini und mich möglichst viel Sicherheit zu haben. Mein Ex wollte das alles nicht und so stritten wir viel, was mich sehr stresste.

In dieser schwierigen Situation war es - rückblickend betrachtet - vermutlich auch nicht verwunderlich, dass ich a) eine richtig schlimme Geburt hatte (Notkaiserschnitt mit Vollnarkose nach 3 Tagen Wehen und nicht-schlafen) und b) danach in eine tiefe Wochenbettdepression fiel.

Wie es bei vielen anderen Mamas auch ist, konnte ich nach der anstrengenden und traumatisierenden Geburtserfahrung nicht schlafen. Da ich vor vielen Jahren bereits einmal ein Burnout hatte, kamen aufgrund der Übermüdung und Erschöpfung Ängste in mir hoch, die meine schlimmsten Befürchtungen wahr werden liessen.

Wochenbettdepression: Mutter-Kind-Station

Statt eines Babyblues suchte mich eine üble Wochenbettdepression heim, die mich zusammen mit der Schlaflosigkeit, meinen Ängsten und Schuldgefühlen meinem kleinen Baby gegenüber, zum Zombie machte. Mein Ex, der in der Schwangerschaft noch so Dinge gesagt hatte, wie "Ich glaub nicht, dass ich mit einem Baby so viel anfangen kann" und "das Kind geben wir dann möglichst schnell in ein Internat" schwenkte, sobald er Mini das erste Mal im Arm gehalten hatte, ins totale Gegenteil um. Nun hörte ich Dinge wie: "Du musst nur Milch geben, alles andere übernehme ich" und, dass ich Mini mindestens 4 Wochen lang stillen müsse, weil er auch als Baby 4 Wochen lang gestillt worden war. Dies hiess, dass ich keine Antidepressiva nehmen konnte, die ich vor der Schwangerschaft viele Jahre eingenommen hatte.

Mir ging es so schlecht, dass die Ärzte beschlossen, mir alle paar Nächte Nachts zum Schlafen ein Benzo zu geben. Auflage war, dass ich bis 12 Stunden nach der Benzo-Einnahme die Muttermilch wegschütten sollte, damit Mini davon nichts abbekam. Aufstehen musste ich natürlich trotzdem, denn nach 3 bis 4 Stunden Schlaf musste ich Milch abpumpen, nur um sie dann wegzuschmeissen. Mini bekam in der Zeit einen Milchschoppen aus Pulvermilch.

Insgesamt zwei Wochen quälte ich mich mit der Depression herum, bevor ich entschloss, dass ich mit Mini auf eine Mutter-Kind-Station gehen wollte. Und Gott sei Dank wurde ich auf der Psychotherapiestation C0 der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK) aufgenommen. 2 Plätze gibt es dort für frischgebackene Mütter mit Babys (bis 12 Monate). Ansonsten tummelten sich auf der Station vor allem Depressive und Borderliner.

Aber das tangierte mich nur peripher. Ich steckte die wenige verbliebene Kraft in meinen kleinen süssen Babyboy. Ich wickelte ihn, ich trug ihn herum, wenn er schrie, ich stillte ihn, ich gab ihm Pulvermilch und desinfizierte die Schoppenflasche … Wenn er schlief, versuchte ich irgendwie wieder zu Kräften zu kommen. D.h. ich lag auf dem Bett und versuchte mich zu entspannen.

In der Mittagspause nahmen die Betreuerinnen uns depressiven Müttern die Kinder für 1,5 h ab. Ich lag dann meistens im Bett und versuchte mich irgendwie zu erholen. Abends war ich so fertig, dass ich sehnlichst auf 22 Uhr wartete. Denn dann übernahm die Nachtschwester. Das bedeutete, man durfte das Baby in der Nacht abgeben und endlich schlafen gehen.


Antidepressiva, Abstillen und Austritt

Bereits in der ersten Woche in der Klinik drängten mich die Ärzte, dass ich abstillen sollte. Denn offenbar war es nicht üblich, dass die stationierten Mütter noch stillten. Zumal ich ab und zu noch ein Benzo bekam und nun mit Antidepressiva hochdosiert werden sollte. Mein Ex war vehement dagegen, wenigstens 4 Wochen sollte ich durchhalten. Und ich genoss ja auch irgendwie diese innige Verbundenheit mit dem Baby beim Stillen. Andererseits erholte ich mich aber nicht, weil ich ja Nachts weiterhin den Wecker (nach jeweils vier Stunden) stellen musste, um Milch abzupumpen und sie dann wegzuschmeissen.

Nach zwei schlimmen Wochen in der Klinik setzte ich mich gegen meinen Ex durch. Mini war jetzt 4 Wochen alt und ich begann Antidepressiva zu nehmen und stillte ab. Beim Abstillen kam ich mir ein wenig allein gelassen vor, aber es klappte irgendwie. Sowieso war ich - verständlicherweise - in dieser Zeit sehr unglücklich. Fühlte mich erschöpft und hatte mit meinem schlechten Gewissen zu kämpfen, dass Mini die ersten Wochen seines Lebens in einer Klinik verbringen musste. Dies teilte mir mein Ex dann auch mehrfach mit, dass ich ja schuld sein, wenn Mini einen (Dach-)schaden bekommen würde, weil er die ersten paar Lebenswochen in einer Psychiatrie verbracht habe.

Meine Tage in der Klinik verbrachte ich grösstenteils mit meinem Baby. Ich ging mit ihm spazieren, trug ihn viel umher und machte all das, was andere Mamas auch machen. Nur Mittags und Nachts gab ich ihn nach wie vor ab. Da Mini ab ca. 17-18 Uhr bis 22 Uhr fast ununterbrochen schrie, verbrachte ich meine Abende damit auf der Station, in den Gängen, im Wohnzimmer, aber auch in meinem Zimmer mit Mini auf dem Arm auf und abzulaufen. Ich versuchte es mit Singen, mit Bauchmassagen und trug ihn stundenlang.

Mein Ex kam meistens einmal am Tag ein bis zwei Stunden vorbei. Meistens gingen wir dann mit Mini spazieren. Da mein Ex durch die Situation und seinen Job auch ziemlich belastet war, hatte er einen cleveren Move gemacht. Er meldete in der Firma die Notwendigkeit zur Pflege Angehöriger an und hatte somit frei. Trotzdem kam er nie viel länger, denn er müsse sich erholen, sagte er. Ich fand das ziemlich sch*** und auch falsch, denn schliesslich pflegte er mich nicht. Ich war ja in der Klinik. Aber ich war so mit dem Baby und mir beschäftigt, dass ich nicht weiter insistierte.


Nach 6 Wochen in der Klinik war ich soweit wieder hergestellt, dass ich nachhause gehen konnte. Mein Ex hatte noch einige Wochen frei, so dass wir uns bei den Nächten abwechseln konnten. Denn vor den durchwachten Nächten hatte ich am meisten Angst gehabt, denn unser kleiner Minimann war ein Schreibaby (er schrie 5 Monate jeden Abend stundenlang).







Doula - Mehr als eine Begleiterin in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett

Bei uns ist die Doula (altgriechisch: Dienerin, Sklavin, Magd) als Geburtsbegleiterin weitgehend unbekannt.

Ich selbst hörte eher zufällig von meiner Hebamme davon und beschloss eine Doula als psychische Unterstützung während meiner Schwangerschaft zu engagieren, da mein Partner beruflich sehr eingespannt war und wenig Zeit hatte, mich emotional in der Schwangerschaft zu begleiten. Denn diese war, wie man meinen Posts entnehmen kann, oft mühsam und längst nicht so schön, wie bei anderen Frauen. Hinzu kam, dass ich vor der Geburt gehörig Respekt hatte und vor dem Wochenbett und dem Handling des neuen Erdenbürgers sowieso.

Ich buchte also ein Kombi-Paket, dass einige Treffen vor der Geburt und ihr Dabeisein während der Geburt beinhaltete. Kostenpunkt 1000,- Schweizer Franken. Eine ganz schöne Stange Geld. Ob es sich gelohnt hat? Auf jeden Fall.

Wir sind heute glücklich und dankbar, dass Nicole meinen Partner und mich vor, während und nach der Geburt begleitet hat. Wer meinen Geburtsbericht gelesen hat, bekommt eine Ahnung davon, warum.

Nicole ist ein einfühlsamer, kompetenter Sonnenschein, der es nicht nur gelang mich während der Schwangerschaft immer wieder zu motivieren, wenn ich Mal wieder die Nase voll von all den Beschwerden hatte, sondern die mich während der Geburt durch die Schmerzen trug und meinen Partner während meines Kaiserschnitts mit Vollnarkose in dieser angespannten Situation emotional zu begleiten.



Sonntag, 18. Dezember 2016

Wie weiter?

Ich habe mir lange überlegt, ob ich nach der Geburt weiter diesen Blog schreiben soll, oder ob ich es lieber sein lasse. Schliesslich ist mein Sohn jetzt auf der Welt und diese Nabelschau betrifft auch ihn persönlich.

Also lieber nicht mehr schreiben?

Andererseits ist es Mal eine schöne Erinnerung an diese aufregende Zeit. Vielleicht poste ich von nun an in einem anderen Stil, thematisch und nicht mehr chronologisch. Das wäre doch eine Idee.

Es gibt Themen von einiger Tragik, die mich interessieren:
- Wochenbettdepression
- Ist mein Kind gesund?
- Wie ist das Leben mit einem behinderten Kind
- Sternenkinder
- Drei-Monats-Koliken

Aber auch die schönen Dinge dürfen nicht zu kurz kommen
- das erste Lachen
- die erste Drehung
- das erste halbe Jahr
- ...

Mal schauen, wie ich das Ganze umsetze, denn schliesslich hat man als froschgebackene Mutter nur Zeit und Musse zu schreiben, wenn das Baby schläft, oder es sich selbst beschäftigt.

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Geburtsbericht: Kaiserschnitt mit Vollnarkose

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Dies können wohl ziemlich viele Gebärende bestätigen. Ich hatte mir ja alles so schön ausgemalt. Hebammengeleitete Geburt, ein "cosy feeling" und eine relativ schnelle, unkomplizierte Geburt.
So weit der Plan.
Leider hält sich das Leben meist nicht an unsere Pläne. Die Geburt von Quappi so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was ich mir so vorgestellt habe.


Vorwehen? Scheisse, tut das weh

Der errechnete Entbindungstermin war der 29. September, aber bereits am Donnerstag 15. September und Freitag 16. September begann ich zu "zeichnen", ein erstes Anzeichen für eine bevorstehende Geburt. Wehen nicht in Sicht. Samstag Abend/Nacht (17.9.) begannen dann die sogenannten Vorwehen. Warum die Vorwehen heissen, weiss der Teufel, sie taten schon gut weh - so wie starke Periodenschmerzen - waren aber noch einigermassen aushaltbar mit Dafalgan. Die Schmerzen kamen unregelmässig so alle 15 bis 20 Minuten, so dass ich kaum ein Auge zutun konnte. Also habe ich um 3 Uhr morgens meinen Liebsten geweckt und wir sind ins Spital gefahren.

Dort angekommen empfing uns eine ziemlich gestresste, sehr unfreundliche Hebamme, die mich eine halbe Stunde ans CTG anschloss und bei dessen Begutachtung meinte, sie wisse auch nicht, warum immer alle Schwangeren so früh kämen. Es würde unter der Geburt dann schon noch anders weh tun
... Der Muttermund war noch gar nicht verkürzt und so weit hinten, dass sie ihn nicht ertasten konnte. Dann hat die gute Frau uns um 5 Uhr morgens wieder heim geschickt und ich habe so ab 7 Uhr bis etwa 11 Uhr schlafen können.

Den ganzen Samstag 17.9. hatte ich weiterhin alle 15 bis 20 Minuten Vorwehen, abends und in der Nacht wurden die Wehen dann immer stärker und wirklich schmerzhaft. An Schlaf war nicht zu denken. Am Sonntagmorgen 18. September um 5 Uhr morgens hielt ich es nicht mehr aus und weckte meinen Liebsten der nur meinte: "Bist Du sicher? Das ist doch bestimmt wieder falscher Alarm. Das dauert bestimmt noch ein paar Tage." Ich bestand aber darauf erneut ins Spital zu fahren. Dieses Mal empfing uns eine sehr freundliche Hebamme, die mich wieder ans CTG anschloss und das Ergebnis mit den Worten kommentierte "Herzlichen Glückwunsch. Sie sind unter der Geburt." 


Unter der Geburt oder doch nicht?

Also bezogen wir den Kreissaal. Einen riesengrossen Raum mit Badewanne, Bett, Geburtsliege, Seil zum Dranhängen, Geburtsball ... Zu diesem Zeitpunkt war der Muttermund bereits 3 Zentimeter offen und ich ziemlich erledigt weil ich wegen der Wehen eine Nacht nur 5 Stunden und in der zurückliegenden Nacht gar nicht geschlafen hatte. Die folgenden Stunden passierte nicht viel, wir frühstückten und gingen spazieren, um die Wehen anzukurbeln. Ich war total erschöpft. Deshalb entschied die Hebamme gegen Mittag mir ein Opiat zu geben, damit ich Mal zwei oder drei Stunden schlafen und mich etwas erholen könne. Daraufhin lag ich mit einem Riesenflash im Kopf auf der Liege im Kreissaal, an Schlaf nicht zu denken. Sehr unangenehm. 

Am späten Nachmittag, nach zwei Stunden Pause dann die Diagnose: Geburtsstillstand und die Frage, was machen wir jetzt? Ich hatte die Wahl wieder nach Hause zu gehen und am nächsten Tag wiederzukommen, oder aber die Geburt mit einem Wehentropf weiter anzukurbeln. Da ich wusste, dass ich daheim wieder kein Auge zumachen würde, entschied ich mich für den Wehentropf, an dem ich um 20 Uhr angeschlossen wurde.


Bis die Fruchtblase platzte ...

Daraufhin leistete ich einige Stunden Wehenarbeit nur mit Hilfe von Buscopan, die die ärgsten Schmerzen ein bisschen lindern sollten. Ich gab mich ganz in die Hände der Hebamme und meiner Doula, die uns die ganze Zeit tatkräftig unterstützt und mir dabei geholfen hat während der Wehe richtig zu atmen. Das ist nämlich gar nicht so einfach, hilft aber den Schmerz durchzustehen. Sie versuchten mich zu massieren, was ich aber gar nicht vertrug, da ich so Schmerzen im Rücken hatte. Ich probierte verschiedene Positionen auf dem Bett und dem Geburtsball aus. Mehrere Stunden vergingen, mein Liebster sass die ganze Zeit auf einem Stuhl in der Nähe und sah uns drei Frauen hilflos dabei zu, wie wir uns abrackerten. Denn die Hebamme und meine Doula fieberten mit mir mit und unterstützten mich tatkräftig. Schliesslich, es muss gegen 0 bis 1 Uhr morgens gewesen sein, nach einer besonders heftigen Wehe, platzte meine Fruchtblase mit einem lauten Geräusch und entleerte sich vollständig.

Der Befund: Muttermund 9 Zentimeter offen. Ich total fertig und dann begannen auch noch die Herztöne von Quappi abzufallen, wenn ich mich bewegte. Also wurde ich angewiesen mich auf die linke Seite zu legen, wo ich weiterhin die heftigen Wehen veratmete. Eine Ärztin wurde gerufen. Sie untersuchte mich, man diskutierte und empfahl mir schliesslich gegen 1:30 Uhr eine PDA, da ich total kaputt und das Kind gestresst sei. Die Hebamme wollte versuchen, mich langsam hin und her zu wiegen und Quappi so ins Becken zu schaukeln, dort war er nämlich noch nicht von selber hineingerutscht. Wir stimmten zu, da ich fix und alle war. 


PDA, Spinalanästhesie und was noch?

Also betrat ein Team von zwei Anästhesisten mit Schläuchen und allerlei Gerätschaften den Raum. Ich musste ein Formular unterzeichnen und weiterhin ruhig auf der linken Seite liegen, wegen der schlechten Herztöne des Babys. Die Anästhesisten waren jung und schienen schlecht organisiert, darüber hinaus war eine noch ziemlich schnippisch. Dass mein Grossvater als Bluter gestorben ist, schien die jungen Ärzte nervös zu machen, sie sagten, sie hätten nur einen Versuch. Also legten sie die PDA, was ziemlich schmerzhaft war, zumal ich gerade eine ziemlich heftige Wehe hatte, als die junge Ärztin stechen wollte.
Danach fragten sie mich, ob sich ein Instrument an unterschiedlichen Körperstellen unterschiedlich kalt auf meiner Haut anfühle. Ich war ziemlich beduselt von der PDA und konnte kaum einen Unterschied feststellen, auch hatte ich im Bauch und in den Beinen weiterhin Gefühl. Fazit: Die Anästhesie hatte die PDA nicht richtig gelegt, traute sich aber auch nicht einen zweiten Versuch zu machen.

Nun kamen zur Hebamme, zur Doula und zum Anästhesieteam noch eine Assistenz- und die Oberärztin und man beratschlagte was zu tun sei. Ich lag weiterhin beduselt auf der linken Seite und veratmete Wehen. Plötzlich kam mein Liebster und sagte, dass die Oberärztin einen Kaiserschnitt empfehle. 

Anscheinend hatte es auf dem Gang Diskussionen zwischen der Hebamme und der Oberärztin gegeben, was ich in meinem desolaten Zustand gar nicht mitbekommen hatte. Die Doula und die Hebamme versuchten mir den Kaiserschnitt auszureden, mein Freund riet mir dazu. Da man nicht wusste, wie lange die Austreibungs- und Pressphase dauern würden (man rechnete mit 6 bis 8 Stunden), und ich mit den Kräften total am Ende war, stimmte ich einem Kaiserschnitt zu.

Kaiserschnitt mit Vollnarkose

Zuerst musste ich nun wiederum ein Formular unterschreiben, dann wurde es auf einmal hektisch. Verkabelt wie ich dank CTG und PDA war, sollte ich mich auf eine andere Liege hieven, was mit dem dicken Bauch und dem benebelten Kopf gar nicht so einfach war. Dann schob man mich in den OP, wo ich wiederum auf eine andere Liege klettern musste. Die Stimmung war angespannt und hektisch. Eine Frau begann mich zu rasieren, eine andere spritzte mir eine Spinalanästhesie in das PDA-Röhrchen, was nach wie vor in meinem Rücken steckte. Und ich musste - wie übrigens bereits in der Schwangerschaft und verstärkt auch unter der Geburt - immer wieder so heftig aufstossen, dass ich kaum Luft bekam. Und nun sollte ich flach ausgestreckt liegen, was ich während der gesamten Geburt vermieden hatte. Da bekam ich kurz Panik, dass ich keine Luft bekäme, weil der geblähte Bauch die Atmung blockierte.

2 Uhr morgens: Das OP-Team zeigte sich unerbittlich, obwohl ich bettelte den Kopf höher legen zu dürfen, damit ich besser Luft bekäme. Ich musste aber weiterhin flach ausgestreckt liegen. Dann kam die junge Anästhesistin wieder mit Ihrer Frage: Spüren Sie hier und hier einen Temperaturunterschied? 

Vielleicht fühlte ich einen kleinen Unterschied? Oder doch nicht? Ich konnte nichts Genaues sagen, worauf mich ein Anästhesist anpflaumte, dass ich schon etwas Konkretes sagen müsse. Daraufhin sagte ich, obwohl ich ziemlich benebelt war, sie sollten doch Mal etwas anderes ausprobieren, als immer die "warm-kalt"-Frage. Ich könne nichts Genaues sagen. Dann kratzte jemand über meinen Bauch, dort wo geschnitten werden sollte. Ich spürte dies stark und sagte das auch. Dann hörte ich nur noch wie jemand sagte: Nun atmen sie ein paar Mal tief in die Maske ...

Am 19.9.2016 um 3:54 Uhr kam unser Sohn auf die Welt, ohne, dass ich es mitbekam.

Einige Stunden später, es musste so gegen 6 Uhr morgens gewesen sein, wachte ich auf. Ich lag in einem Bett und viele Personen standen um mich herum. Ich wusste zuerst nicht wo ich war, wer die ganzen Leute waren und was passiert war. Ein sehr unangenehmes Gefühl, zumal ich von der Mehrfachnarkose (PDA, Spinatanästhesie, Vollnarkose) noch ziemlich daneben war. Mein Liebster hatte ein Baby auf dem Arm, neben ihm standen die Doula, die Hebamme und die Oberärztin. Langsam versuchte ich mit meinem vernebelten Verstand herauszufinden, was passiert war. Zudem musste ich wieder heftig Aufstossen und mich Erbrechen. Wiederholt bekam ich kaum Luft. 

Dann langsam sickerte die Erinnerung in mein Bewusstsein. Mein Freund hatte unseren Sohn auf dem Arm. Unseren Sohn, dessen Geburt ich nicht mitbekommen hatte, weil man mich - ungeplanter Weise - unter Vollnarkose operiert hatte. Ich redete wohl ziemlichen Stuss, bald verabschiedeten sich alle, inklusive meinem Partner, den die ganze Nacht auch sehr geschlaucht hatte. Er müsse schlafen. Bei mir blieb die Doula, die anscheinend meinen Liebsten sehr gut betreut hatte, als er während meiner OP warten und nachher das Baby auf den Arm nehmen durfte, woraufhin alle Emotionen aus ihm herausbrachen und er Rotz und Wasser heulte, so doll, dass es ihn regelrecht durchschüttelte. Ihn hat die ganze Geburt emotional fast mehr mitgenommen als ich, weil er nur Zuschauen konnte, sich überhaupt nicht auf das Thema Geburt vorbereitet hatte und sich wohl sehr hilflos vorkam. Er sagte mir später, er habe Angst um mein Leben gehabt.


Benebeltes Bonding

Schliesslich gingen alle aus dem Zimmer und ich blieb mit der Doula und meinem Sohn allein in dem Zimmer. Sie legte ihn mir auf die Brust und ich versuchte ihn trinken zu lassen, was aber nicht auf Anhieb gelang. Ein ganz besonderer Augenblick, den ich trotz meines desolaten Zustandes auch als einen solchen wahr nahm. 

Dann erfuhr ich, dass unser Kleiner die Nabelschnur zwei Mal um den Hals gewickelt hatte, und sich wohl nach dem Platzen der Fruchtblase selber strangulierte, deshalb die schlechten Herztöne.

Morgens um 8 Uhr wurde ich schliesslich auf Station geschoben, die Doula ging nach Hause und ich dümpelte in meinem Spitalzimmer vor mich hin. Keine Ahnung, ob ich schlief, oder döste oder einfach nur wach war ...